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Mittwoch, 21. September 2016

Nachlese



21.09.2016

Wir sind 22680km gefahren und haben dabei 4660 Liter Diesel verbraucht, das sind 20,5 Liter pro hundert Kilometer, absolut akzeptabel.
Wir haben kuriose, ärgerliche, schöne, erfreuliche, ärgerliche und lustige Begegnungen und Erlebnisse gehabt, von denen ich berichtet habe. Wir haben uns zusammengerauft, jeder hat sich ein wenig zurückgenommen und wir haben Rücksicht aufeinander genommen, so konnten wir diese Reise genießen. Sie ist nicht so verlaufen wegen des technischen Defektes wie geplant, wir haben es hingenommen. Letztendlich war es gut, dass wir früher als geplant zu Hause waren, aus mancherlei Gründen.
Für mich die größte Erfahrung dieser Reise war, das ich meine Frau sehr vermisst habe. Da denkt man, man ist über 70, seit vielen Jahren zusammen, geht sich auch schon manchmal auf den Geist und dann stellt man zum eigenen Erstaunen fest, man hat Sehnsucht nach seiner Frau wie ein Teenager.
Es war die letzte große Reise mit dem Auto, ich werde ihn verkaufen. Obwohl ich alle Kilometer gefahren bin und mich sehr gut dabei gefühlt habe, macht es Sinn, das Auto zu verkaufen, ich werde ja nicht jünger….

Montag, 15. August 2016

13.08.2016 Die Marienburg



Wir besichtigen die Marienburg, die zwischen 1270 und 1300 am Ufer der Nogat, eines Mündungsarms der Weichsel, vom Deutschen Orden errichtet wurde. Sie ist wahrscheinlich der größte Backsteinbau der Welt.

Sie diente ursprünglich als Sitz des Landmeisters. Ihren Namen erhielt die Burg nach der Schutzpatronin des „Ordens der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem“, wie die vollständige Bezeichnung des Deutschen Ordens lautete. Danach gab es wechselnde Besitzverhältnisse. Letztendlich  wurde die Burg am Ende des 2. Weltkrieges zu 60% zerstört. Schon 1946 begann der Wiederaufbau, der 2016 mit dem Abschluss der Arbeiten an der Marienkirche abgeschlossen ist. Die Burg gehört zu Recht zum Weltkulturerbe.
Burg und insbesondere die Wiederaufbauarbeiten sind mehr als beeindruckend.
Wir sind schon gegen 9 Uhr in der Burg, erst gegen 11:00 wird es voll, so haben wir Vieles für uns allein und können die riesige Anlage ungestört besichtigen.

Nach drei Stunden sind wir erschlagen und starten nun endgültig Richtung Heimat.
An einer Tankstelle an der Autobahn übernachten wir, ich bin einfach zu faul, abseits zu suchen. Noch einmal gibt es Pfifferlinge, diesmal aber im Supermarkt erworben.

Freitag, 12. August 2016

12.08.2016 Masuren



Unsere Fahrt durch Masuren bringt uns immer wieder zum Staunen, selbst hier weit im Osten ist Polen kaum von Deutschland zu unterscheiden, die Dörfer sind proper, die Landschaft ist sauber und gepflegt und die Häuser sind meist renoviert oder neu gebaut. Nichts ist mehr zu sehen vom Sozialismus, nur ab und zu Plattenbauten in größeren Orten, die aber dann bereits verschönert, soweit es diese Bauweise zulässt.

Die Landschaft ist eine Mischung aus Wäldern, Seen, manchmal groß, manchmal klein und riesigen Feldern, die durch kleine Wälder aufgelockert sind. Mähdrescher fahren die Ernte ein, der Geruch von Gedroschenem hängt in der Luft, eigentlich ein Sommergeruch. Leider zeigt das Thermometer maximal 19°C an.

Die Fahrt geht durch enge Alleen ohne Leitplanken, wie es sie bei uns seit Jahrzehnten nicht mehr gibt, sie wurden der Verkehrssicherheit geopfert. Gut, gefährlich sind sie schon, die Begegnungen mit anderen LKW, aber schön sind die Straßen halt, schattig und kühl, wenn es denn heiß wäre. In den Wäldern sind die Bäume so dicht um die Straße herum, dass ich manchmal den Eindruck habe, ich fahre durch einen Tunnel aus Blättern.

In Kussfeld (Całuny) erreichen wir das erste Tagesziel, den Oberländischen Kanal. Der Oberländische Kanal verbindet mehrere Seen wie den Geserichsee und Städte in Ostpreußen von Iława (Deutsch Eylau) über Ostróda (Osterode) bis Elbląg (Elbing) zum Frischen Haff, also der Ostsee. Die Länge des Kanals beträgt 129,8 km bis Iława, wobei der Abschnitt Elbląg–Ostróda, mit dem der Kanal zumeist identifiziert wird, 82 km lang ist.
Die Besonderheit des Kanals sind die fünf Rollberge, auf denen die Schiffe zur Überwindung des Höhenunterschieds von 99 Metern auf Schienenwagen über Land transportiert werden. Sie sind als Standseilbahnen ausgelegt, die von Wasserrädern angetrieben werden. Auf die klassische Schleuse hat man aus finanzellen Gründen verzichtet, es wären ca. 20 Schleusen notwendig gewesen.

In Caluny werden 13m Höhe auf 450m Länge überwunden mit Hilfe des Schienenwagens und eines gewaltigen Wasserrades (unterschlächtig), das sein Wasser aus dem oberen Kanal bezieht, samt eines riesigen Getriebes und einer noch größeren Seiltromme. Wir haben Glück und können mehrfach zusehen, wie Schiffe sowohl berg- als auch talwärts bewegt werden.

Weiter geht es nach Marienburg, wo uns erst einmal ein gewaltiger Stau an der Baustelle der Brücke über die Nogat über eine Stunde bremst. Direkt gegenüber der Marienburg ist der Campingplatz, nicht schön, nicht ruhig, aber es sind nur wenige Meter über die Nogat zur Burg, die wir morgen besichtigen werden. 

Der Rummel hier haut mich völlig um, als wir, Irmi und ich ca. 2001 hier waren, waren wir abends die einzigen Spaziergänger an der Nogat.



11.08.2016 Nach Masuren


Bei 12°C und Regen verlassen wir Nida und begeben uns Richtung Polen. Bei Kaunas wird es endlich etwas wärmer und die Sonne kommt heraus, wobei 19° nicht wirklich warm sind für einen Sommer in Masuren, hier müssten jetzt seit Wochen über 30° herrschen, so zumindest werden die Sommer hier in diversen Romanen beschrieben, die ich gelesen habe.

Kurz vor der Grenze werden wir von zwei finster dreinschauenden, bulligen Grenzpolizisten gestoppt, "richtig sympathische" Typen. Einer kommt an mein Fenster und blafft „documents“. Ich blaffe zurück „documents please“. „What‘s in“ ist die nächste Frage im Kasernenhofton.  „It’s a Camper“ meine ebenso barsche Antwort. Er nimmt meinen Pass und die Zulassung und verschwindet hinter das Auto und berät mit einem Kollegen, ich weiß nicht was. Nach zehn Minuten steige ich aus und frage „What's your problem, my documents are okay.“  Dann zeige ich auf die Zeile der Zulassung, auf der steht „SoKfz Womo ü. 2,8t“  und sage „You see, it’s a camper“. Er sieht natürlich nichts, weil er das nicht versteht, was da steht. Dann sagt er „Open“ und ich „Open please“ und öffne das Auto. Auf der Treppe sage und deute ich auf seine Schuhe, die habe er auszuziehen habe, wenn er ins Auto will. Er lässt es, schaut nur zur Tür hinein.
Dann geht er mit dem Wort „wait“ zu seinem Auto, ich hinterher „please wait“. Die beiden stehen auf der anderen Straßenseite und beratschlagen. Ich habe mir aus dem Auto eine Banane mitgebracht, die ich nun demonstrativ esse. Sie bringen mir die Papiere mit dem Wort „go“. Ich antworte „Can I drive? Thank you“. Der Blick wird noch finsterer.  Aber ich fahre noch nicht, esse demonstrativ ein paar Pflaumen und grinse hinüber. Zu Abschied  gibt es Winke Winke von mir und eine kräftigen Stoß aus dem Presslufthorn. 

Was denkt sich der litauische Staat eigentlich, solche Typen an die Grenze zu stellen, unhöflich und überheblich. Jede Verkäuferin, die uns einen Kaffee verkauft hat, sprach besser Englisch als die beiden zusammen. Und jeder russische Grenzer war freundlicher als die beiden zusammen.

An einer Marina an einem See bleiben wir stehen, essen zu Abend und plaudern mit Gisela und Andreas, die hier ein Hausboot gemietet haben und auch Radtouren machen, über Reisen und die Wirrungen der Politik derzeit.  

Mittwoch, 10. August 2016

09.08.2016 Nida/Nidden



Wir bummeln durch Nida, zu Deutsch Nidden. Leider ist es kalt, windig und die Sonne nur manchmal ein weißer Fleck am Himmel.  Der Ort strahlt die Ruhe aus, die man von den Badeorten des Nordens kennt und schätzt. Nur noch relativ wenige Touristen sind da.

Im Haus von Thomas Mann herrscht zwar kein Gedränge, aber als ich vor ca. 15 Jahren schon einmal hier war, waren Irmi und ich die einzigen Besucher. Es ist einfach ein traumhaft schöner Platz, den Thomas Mann sich da ausgesucht hat. Nur drei Sommer war er samt Familie in Nidden, dann verließ er das Nazi-Deutschland.

Am Nachmittag steigen wir hoch zur Düne, schauen hinein nach Russland und gehen wieder, es ist einfach zu kalt, um barfuß durch den Dünensand zu wandern.

Auch der Strandbesuch fällt nur kurz aus, die Wassertemperatur wäre zu ertragen, aber der Wind ist schneidend kalt. Trotz der Möglichkeit, nackt baden zu können, verzichte ich.


Nach dem Abendessen, es gibt ganz profan Spaghetti mit Tomatensauce und immerhin Peccorino, sitze ich draußen, während Hans Geschirr spült. Plötzlich stehen zwei blonde, selbstbewusste kleine Mädchen vor mir, Jelva (neun) und Jachwa (sechs) und meinen „Dürfen wir mal in dein Auto sehen, das ist so cool“. Natürlich dürfen sie, kleine Mädchen dürfen bei mir fast alles, kleine Jungs aber auch.